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Die Welt im Kleinen

Kaufmannsläden haben ihren Ursprung im Puppenhaus, das seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Es war ursprünglich ein reines Anschauungsobjekt für Erwachsene, das sich erst allmählich zum Kinderspielzeug wandelte. Ab dem späten 18. Jahrhundert wurden für Mädchen die Küchen und Stuben aus dem Verband des Hauses herausgelöst.
Parallel dazu gab es für die Knaben Pferdeställe und Handelskontore. Sie sind von nun an als eigenständige Spielzeuge erhältlich.
Ab dem 19. Jahrhundert – mit der zunehmenden Industrialisierung – änderte sich das Kaufverhalten. Zuvor wurden Lebensmittel traditionell auf Märkten erworben, andere Waren direkt beim Erzeuger. Nun bildeten sich modere Ladengeschäfte aus, die sich auf einzelne Sortimente spezialisierten, wie z.B. Textilien, Hüte, Gewürze oder Kaffee. Sie alle sind in Miniaturausführung erhältlich und finden sich im Kinderzimmer wieder.
Die Kinder-Kaufmannsläden regten Mädchen und Buben zum phantasievollen Rollenspiel an, das zugleich auf die Lebenswelt der Erwachsenen vorbereitete.
So konnte ein Verkaufsgespräch erlernt und der Umgang mit Geld und Ware eingeübt werden. Ein gern gesehener Aspekt war auch die Förderung des Kopfrechnens.
Die Auswahl der Spiel-Kaufmannsläden richtete sich außerdem nach den gesellschaftlichen Erwartungen, wobei der Kramer- oder Gemischtwarenladen neutral besetzt ist.
Häufig erhielten Kinder aufwändiges Spielzeug als Weihnachtsgeschenke. Das Gehäuse, das die Ladeneinrichtung und die Produkte aufnahm entstand auch im Eigenbau. Meist waren es Vater, Onkel oder Pate, die mit großem handwerklichem Geschick die Miniaturgeschäfte fertigten. Die detailgetreue Einrichtung mit Verkleinerungen bekannter Markenartikel konnte im Handel erworben werden. Eine werbewirksame Maßnahme der Hersteller, um Kinder schon früh auf ihre Produkte zu prägen.

Teile einer Spiel-Kaufmannsladen-Einrichtung
1950er - 1970er Jahre. <br> © Bezirk Oberbayern, Archiv BHM Amerang
Teile einer Spiel-Kaufmannsladen-Einrichtung 1950er - 1970er Jahre.
© Bezirk Oberbayern, Archiv BHM Amerang