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02.07.2020

„Das öde Haus“ – alles andere als öde!

Studioausstellung im Bauernhausmuseum Amerang

„Und doch weiß ich selbst nicht, wie es kam, dass bei dem öden Hause vorbeischreitend ich jedes Mal wie festgebannt stehen bleiben und mich in ganz verwunderliche Gedanken nicht sowohl vertiefen, als verstricken musste.“ Diese Gedanken des Dichters E.T.A. Hoffmann aus seinem Werk „Das öde Haus“ sind der Ursprung einer neuen Studioausstellung im Bauernhaus Amerang des Bezirks Oberbayern. Die Künstlerin Stefania Peter ließ sich von diesen Zeilen faszinieren, wenn sie die zahlreichen alten, fast dem Verfall preisgegebenen Häuser erblickte. Als ich diese verlassenen Häuser im Chiemgau sah, wusste ich: Ich muss sie zeichnen.“ Mit spitzer Feder bannte sie verlassene historische Bauernhöfe, Wirtschaftsgebäude aber auch Bürger- und Handwerkerhäuser auf Papier. Ihre kolorierten Federzeichnungen sind in der Studioausstellung „Das öde Haus“ in den Räumen der Furthmühle im Bauernhausmuseum zu bewundern.

Einst von Leben und Betriebsamkeit erfüllte historische Bauten

Die Sammlung von sterbenden oder wiederbelebten Gebäuden zeichnet ein poetisches Abbild der ländlichen Kulturlandschaft. Stefania Peter hält mit geübtem Auge den Charakter der Häuser fest, wie sie fotografisch nicht festzuhalten sind. „Ich lasse beispielsweise einen Baum vor einem Bauernhof weg, weil ich so die Ästhetik der Fassade viel besser zur Geltung bringen kann.“ Die Künstlerin lässt die Häuser für sich sprechen – ohne störende Umgebung, die von baulichen Details ablenkt. Zu sehen sind beeindruckende Beispiele quer durch den Chiemgau, wie beispielsweise die Sommerlaube eines ehemaligen Braugasthofes in Trostberg, ein Bauernhaus mit Kramerei im Gemeindegebiet Pittenhart, ein Bauernhaus in Soyen oder die Brechhütte in Babensham. Die Zeichnung dieser Hütte gehört zu den Lieblingsbildern der Künstlerin. „Es ist ein tolles Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit großartigen Proportionen.“

Kolorierte Federzeichnungen

Häuser sind für Stefania Peter mehr als nur stumme Zeugen der Vergangenheit. „Mich sprechen die Putzschichten an, oder die verschiedenen Farbschichten. Eine Hausfassade kann sein wie ein Gesicht mit Falten, und erzählt seine Geschichte.“ Sie arbeitet mit einer feinen Zeichenfeder mit Tusche. „Mit verschiedenen Schraffuren gebe ich den Gebäuden eine räumliche Tiefe, und zusammen mit den Kolorierungen kann ich Risse, die verschiedenen Mauern und den Putz auf den Fassaden besser darstellen.“ Die eindrücklichen, filigranen Zeichnungen vermitteln die noch im Verfall erhaltene architektonische Qualität der Bauwerke, deren Struktur, Materialität und Proportionen.

Die Künstlerin Stefania Peter

Stefania Peter hat Architektur studiert und restaurierte gemeinsam mit ihrem Mann in der Vergangenheit historische Gebäude, darunter etwa die Klosterkirche Tegernsee. „Denkmalpflege war mir immer ein besonderes Anliegen, ebenso das Thema Nachhaltigkeit. Bis ins 19. Jahrhundert, wurden Häuser mit heimischen Materialien gebaut, umweltfreundlich und energiefreundlich. Ich möchte mit meinen Zeichnungen dazu beitragen, dass sich das Bewusstsein dafür in unserer Zeit wieder entwickelt.“

Zu der Ausstellung ist eine kleine Postkartenmappe erschienen, die im Museumsladen genauso zu erwerben ist, wie die bereits 2018 veröffentlichte Publikation von Stefania Peter im Volk Verlag „Das öde Haus“.